Nachhaltigkeit in der Modewelt
Nachhaltigkeit ist in der Modewelt derzeit eher ein Hersteller- als ein Verbraucherthema. Deshalb hier ein Mode-Blog der anderen Art, inspiriert von einem Besuch der Ausstellung „Fast Fashion – Die Schattenseiten der Mode“.
Vorab die Fakten:
- eine Milliarde Kleidungsstücke liegen allein in Deutschland ungetragen im Schrank!
- bei einem T-Shirt für 4,95 Euro beträgt der Lohn für den Arbeiter 0,13 €, der Gewinnanteil des Unternehmers liegt bei 2,10 €
- auf ein Kilo produzierte Textilien kommt ein Kilo Chemikalien
- nur ein Prozent der Baumwollproduktion entsteht nach überprüfbaren und abgestimmten Richtlinien
Das sind die ersten Infos, mir bei meinem Besuch der Ausstellung „Fast Fashion – Die Schattenseiten der Mode“ sofort ins Auge springen.
Die Ausstellung regt zum Nachdenken über das eigene Konsumverhalten an:
- Warum konsumieren wir so viel?
- Welche Auswirkungen hat der Konsum?
- Wodurch ist dieser Konsum entstanden?
- Was tun wir Menschen in anderen Ländern mit diesem Konsum an?
Der hohe Anteil von 62 Millionen Tonnen Altkleider ist das Spiegelbild unserer Überflussgesellschaft. Auf der anderen Seite ist die Hälfte unserer Weltbevölkerung auf Secondhand-Bekleidung angewiesen.
Auf dem Weg zur Einweg-Kleidung
80 Prozent unserer Kleidung landen auf dem Müll, nur 20 Prozent werden recycelt.
Reparieren lohnt sich nicht, wir kaufen lieber ein neues Teil. Das ist ein gravierender Unterschied zu früher. Da wurden die Sachen gepflegt, sie mussten möglich lange halten. Heute entsorgen wir die Kleidungsstücke nach kurzer Nutzungsdauer. Die Fast-Fashion Hersteller locken durch niedrige Preise, daher kaufen wir oft mehr als wir brauchen. Die Hersteller nutzen die Welt der Stars, um das „Staroutfit“ preiswert anzubieten. Dadurch fühlen wir uns auch „besonders“.
Fast Fashion hat das Konsumverhalten verändert. Die Konsumenten besitzen heute viermal mehr Kleidung als noch 1980!
Der Konsum stimuliert den schnellen Wechsel der Mode und die kurze Nutzungsdauer. Der Drang nach immer neuen Teilen verstärkt sich weiter. Die Qualität wird schlechter und ein Kleidungsstück muss gar nicht mehr langlebig sein. Die Wertschätzung von hochwertigen Kleidungsstücken geht uns verloren.
- Jeder Deutsche kauft durchschnittlich 60 neue Kleidungsstücke pro Jahr. Für die Deutschen ist Shopping zu einem Hobby, anstatt zu einer Bedarfsdeckung geworden.
- Jedes 4te Teil wird mittlerweile online bestellt, wovon 50 bis 70 Prozent retourniert werden.
- Dazu kommt, dass manche Kleidungsstücke durchschnittlich nur 1,7 Mal getragen werden, bevor wir sie aussortieren. Und: bis zu 20 weitere Teile hängen ungetragen im Kleiderschrank, bevor sie entsorgt werden.
Muss denn jede Woche neue Ware präsentiert werden?
Für die weltweiten Arbeitsplätze ist der Textilsektor sehr wichtig. Ein Drittel der Weltbevölkerung arbeitet dafür. Aber muss es jede Woche neue Ware auf der Fläche geben?
Würden vier Kollektionen im Jahr nicht ausreichen, müssen es tatsächlich zwölf oder mehr sein?
Nein!
Wissen Sie, wieviel Kilometer die Reise einer Jeans beträgt? Vom Entwurf in den Niederlanden bis zur Altkleiderentsorgung in Gambia sind es 40.000 Kilometer.
Und warum ist das so? Weil die meisten Kleidungsstücke zwar in Europa designed werden, die Fertigung aber in Asien erfolgt. Die Umweltschutzauflagen der EU sind einfach zu hoch.
Bekleidung soll uns vor Umwelteinflüssen schützen, dadurch werden sie mit Chemikalien veredelt. Für ein Kilogramm produzierte Textilien wird die gleiche Menge an Chemikalien benötigt und bis zu 300 Liter Wasser!
Zudem wissen wir alle, wie sehr die Frachtschiffe unsere Umwelt belasten.
Ist das wirklich nötig?
Mit den Used-Effekten wird die Gesundheit von vielen Arbeitern in den armen Ländern gefährdet, die Indigofarbe verunreinigt Flüsse und verschmutzt Trinkwasser.
Was können wir tun?
Man kann die Slow-Fashion unterstützen. Diese steht für nachhaltige und bewusste Mode, die mit Respekt und Verantwortung für Menschen und Umwelt produziert wird.
Es gibt vier anstatt zwölf Kollektionen im Jahr und einen höheren Lohn für die Arbeit. Bei einem T-Shirt für 19,90 € liegt der Lohnanteil bei 0,60 € anstatt bei 0,18 €.
Brauchen wir wirklich 60 neue Teile pro Jahr?
Nein, wir brauchen eine gute Basisgarderobe aus den für uns individuell passenden Farben und Schnitten. Wer unsicher ist, welche Garderobe ihm am besten steht und wie man entsprechend wirkt, dem empfehle ich eine fachkundige Typberatung. Denn diese hilft, Fehlkäufe und unnötigen Konsum zu vermeiden.